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1895 Sängerfest in Biberach

Am 17. Oktober 1868 versammelten sich ein Dutzend Männer, vorwiegend Handwerksmeister, die den Chorgesang in kleiner Runde bereits pflegten und beschlossen, der Gesellschaft, wie sie es nannten, einen Namen zu geben. Sie einigten sich auf den Namen Harmonia.

Eigentlich haben sich die sangesfreudigen Männer recht spät entschlossen, eine Gesellschaft zu gründen, denn in der näheren Umgebung wie Ravensburg oder Tettnang war man schon 40 Jahre vorher so weit.

Blättert man in den alten Protokollbüchern, die lückenlos liegen, so wird die Zeit vor der Jahrhundertwende und vor den beiden Weltkriegen wieder lebendig. So erfahren wir, dass zur Zeit der Vereinsgründen in der kleinen und verträumten Reichsstadt Buchhorn, die damals natürlich schon mit dem westlich gelegenen Hofen die Stadt Friedrichshafen bildete, etwa 3000 Einwohner lebten. Oder dass Friedrichshafen bereits über einen Kursaal verfügte und dass die Harmonia in eben diesem Kursaal regelmäßig Christbaumfeiern veranstaltete.

Wir erfahren ferner aus dem Protokollbuch vom 10. Februar 1880, dass es in diesem Jahr eine Seegfrörne gab und dass die Harmonia „zur historischen Erinnerung an das Überfrieren des Bodensees einen kleinen Beitrag lieferte und beschlossen wurde, am Fastnachtsdienstag auf dem See einige Lieder zu singen“. Dieses Singen fand zwischen dem Spital und dem königlichen Schloss an verschiedenen Stellen und unter zahlreichen Schlittschuhläufern statt.

Begonnen haben die Aufzeichnungen der Harmonia am 7. Januar 1872 mit folgendem Eintrag im Protokollbuch: „In der heutigen Plenarversammlung wurde der Beschluss gefasst, für die Zukunft ein Protokollbuch über die Beschlüsse der Versammlungen zu führen und nimmt nun solches hiermit seinen Anfang. Gez. Schriftführer Lienhardt.“

Und ein weiteres Zitat aus dem Jahre 1873: „Die erste Anregung zur Anschaffung einer Vereinsfahne wurde im Jahr 1871 von Herrn Rettinger gegeben, in der derselbe den ersten Beitrag zur Errichtung eines Fahnenfonds einlegte, welchem Beispiel bald andere folgten. Die Fahne ist aus blauer Seide und trägt auf der einen Seite die Namenszüge Harmonia Friedrichshafen, auf der anderen eine in Gold gestickte, mit einem schwarz-rot-goldenen Band durchschlungene Leier und wurde von den Geschwistern Horn in Stuttgart um den Preis von 116 Gulden ausgeführt. Die Fahnenstange wurde von unserem Vorstand, Schreinermeister Gericke, gratis geliefert. Desgleichen der in Neusilber ausgeführte Fahnenspitz vom Flaschner Stitz.“ Der Zahn der Zeit nagte aber auch an dieser Fahne und so wurde sie 1989 in Pension in das Stadtarchiv Friedrichshafen geschickt. Die neue Fahne, eine Spende unseres Ehrenmitglieds Karl Fränkel, ist genauso ausgeführt wie die erste Fahne und wurde am 21. Mai 1989 geweiht.

Und noch ein Eintrag im Protokollbuch aus dem Jahre 1873 ist interessant. Da wird erstmals ein gemischter Chor erwähnt. Sein Auftreten war allerdings nur sporadisch. Es sollte bis 1947 dauern, bis endlich die Frauen offiziell aufgenommen und die Harmonia damit ein gemischter Chor wurde. Bis dahin wirkten die Frauen der Friedrichshafener Kirchenchöre beider Konfessionen bei Konzerten mit, bei denen ein gemischter Chor notwendig war. Natürlich was nur eine Frage der Zeit, wann der Chor den königlichen Majestäten aus Stuttgart, die im Sommer im Schloss residieren, ein Ständchen bringen würde. Dies war erstmals am 22. Juli 1882 der Fall und der König von Württemberg übermittelte der Vereinskasse das ansehnliche Geschenk von 50 Mark. Ein weiteres Ständchen gab es in den Audienzräumen des Schlosses im Jahre 1899 und im Jahre 1909 hörte sogar Kaiser Wilhelm II. die Harmonia bei der Trauerfeier für den Staatsminister a.D. Dr. Freiherr von Mittnacht. In dasselbe Jahr fällt auch die Eröffnungsfeier des Buchhorner-Hof-Saales, bei der die Harmonia am 7. Oktober 1909 mitwirkte. Es wird deutlich, dass die Harmonia zu jener Zeit der Verein war, der das kulturelle Leben in Friedrichshafen wesentlich mitprägte, wenn auch erst ab dem Jahre 1902 regelmäßig Konzerte aufgeführt wurden. Dabei ist die Aufführung größerer Chorwerke mit Orchester sogar als Hauptaufgabe in der Satzung des Vereins festgeschrieben. Bereits im Jahre 1910 wurden Chöre aus dem Oratorium „Elias“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy aufgeführt. Von 1921 bis 1928 hatte die Harmonia sogar ein eigenes Orchester, das erst im Jahre 1932 in das Symphonie-Orchester Friedrichshafen überging. Aus den Aufführungen jener Zeit sollte das Jahr 1930 heraus gegriffen werden. In diesem Jahr gab es die Uraufführung der Kantate Poetica op. 6 von Hugo Herrmann bei gleichzeitiger Übertragung des Konzerts durch den Süddeutschen Rundfunk. Außerdem wurde im selben Jahr die Operette „Die Fledermaus“ von Johann Strauß aufgeführt.

Von Anfang ihres Bestehens an war die Harmonia eine feste Größe auch im gesellschaftlichen Leben von Friedrichshafen. Dies wurde z.B. im Februar 1905 deutlich, als das passive Mitglied, Stadtrat Georg Rettenmaier, zum Vorsitzenden gewählt wurde dies 16 Jahre blieb. Er war übrigens der einzige, der als passives Mitglied den Verein geführt hat.

Oder blättern wir einige Jahre weiter im Protokollbuch, dann erfahren wir, dass der ehemalige König von Württemberg, Herzog Wilhelm, im Jahre 1920 Ehrenmitglied der Harmonia wurde und dass Dr. Ludwig Dürr, ein enger Mitarbeiter von Graf Ferdinand von Zeppelin, jahrelang Vorstandsmitglied der Harmonia war. Ein großes Wohltätigkeitskonzert 1918 in Anwesenheit des Württembergischen Königspaares führte die Harmonia mit dem Männerchor des Luftschiffbaus Zeppelin zusammen. Doch schon im Jahre 1919 löste sich diese Chorgruppe auf und deren Chorleiter, Oberlehrer Waidmann, übernahm die Leitung des Chores der Harmonia. Ein ganz besonderes Ereignis für Friedrichshafen war das 11. Gauliederfest 1921, an dem 50 Vereine teilnahmen. Die Hauptaufführung fand in der Luftschiffhalle statt. Über das Konzert schrieb das damalige Seeblatt: „Es mögen wohl 10.000 Personen sein, nicht ein kleines Plätzchen war mehr frei in dieser riesigen Sängerhalle.“

Wie überstand die Harmonia den politischen Machtwechsel im Jahre 1933? Nun, zunächst gab es einen zweimaligen Wechsel des Vereinsvorsitzenden. Die Vereinssatzung musste auf die Linie der NSDAP gebracht werden. Gleichwohl wurde Jahr für Jahr ein großes Konzert aufgeführt, auch wenn beim Ausbruch des 2. Weltkrieges 17 Sänger und der Chorleiter Paul Schmidt sofort eingezogen wurden. Im Dezember 1943 war es nur mit Hilfe der NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ möglich, das Oratorium „Die Schöpfung“ von Josef Haydn aufzuführen. Es gab zwei Wiederholungen hintereinander in der noch unversehrten Kirche und danach ging Friedrichshafen im Jahre 1944 bei einem Luftangriff in Schutt und Asche unter. Nach dem Zusammenbruch erhielt die Harmonia am 18. Dezember 1945 vom Gouvernement Militaire Friedrichshafen die Genehmigung, Gesangsproben in der Pestalozzischule abhalten zu dürfen und bereits im Oktober 1946 wurde in der St. Petrus-Canisius-Kirche wieder das Oratorium „Die Schöpfung“ aufgeführt und auch hier gab es zwei Wiederholungen. Der Reinerlös dieses Konzertes floss den Fliegergeschädigten der Stadt Friedrichshafen zu.

Die Zeit nach dem 2. Weltkrieg war die Zeit einer weiteren großen Blüte des Vereins mit der Aufführung großer Oratorien. Der Chor zählte, nachdem 1947 die Frauen aufgenommen wurden, 180 Sängerinnen und Sänger und bis heute wurde allein das Oratorium „Die Schöpfung“ elfmal aufgeführt und das Oratorium „Der Messias „ von Georg Friedrich Händel sechsmal, zuletzt im Jahre 1991 im Graf-Zeppelin-Haus in Friedrichshafen, in dem die Harmonia 1985 eine neue Heimat erhielt. Dort finden nicht nur die Konzerte statt, sondern auch die Chorproben. Sie war bei der Eröffnung dieses Hauses dabei, als sie im großen Gemeinschaftschor der örtlichen Chöre bei der Aufführung der 9. Symphonie von Ludwig van Beethoven mitwirkte. Kurz danach, am 3. November 1985 gab die Harmonia ihr erstes eigenes Konzert im Graf-Zeppelin-Haus mit Liedern der Romantik und der weltbekannten Sopranistin Mitsuko Shirai, Japan.

5. Mai 1963 - St. Petrus-Canisius Friedrichshafen

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